Wie geht man mit einem narzisstischen Kollegen um?

Narzisstischer Kollege
Narzisstische Subtypen – Infografik

Um die Komplexität von Beziehungen am Arbeitsplatz zu meistern, insbesondere im Umgang mit narzisstischen Kollegen oder solchen, die narzisstische Züge aufweisen, ist es entscheidend, die verschiedenen Formen des Narzissmus zu verstehen: fragil, bösartig und hochfunktional. Dieses umfassende Handbuch untersucht das Verhalten jedes Narzissmus-Typs im beruflichen Umfeld, wie sie ihr Verhalten bei Beförderungsmöglichkeiten ändern können und effektive Methoden, um Ihr Wohlbefinden und Ihre Karriere zu schützen.

 

Narzissmus am Arbeitsplatz verstehen

Narzissmus ist gekennzeichnet durch ein übersteigertes Gefühl der eigenen Wichtigkeit, ein tiefes Bedürfnis nach übermäßiger Aufmerksamkeit und Bewunderung sowie einen Mangel an Empathie für andere. Am Arbeitsplatz können sich diese Eigenschaften sowohl offen als auch subtil zeigen, was sie zunächst schwer erkennbar macht.

Einige narzisstische Kollegen können offen arrogant sein, prahlen mit ihren Leistungen und schmälern die Beiträge anderer. Andere hingegen agieren verdeckter, untergraben Kollegen subtil, während sie sich als Teamplayer präsentieren.

 
 

Go to:

 

In der Barends Psychology Practice wird die Behandlung der Narzisstischen Persönlichkeitsstörung sowie die Therapie für Opfer von Narzissmus angeboten. Kontaktieren Sie uns, um Ihren ersten, kostenlosen Termin zu vereinbaren.

 

Wie man narzisstisches Verhalten erkennt:

  • Subtiles Untergraben: Ein narzisstischer Kollege könnte vorgeben, besorgt zu sein, während er andere subtil abwertet. Zum Beispiel könnten sie sagen: “Ich finde, Sarah macht großartige Arbeit, aber ich habe gehört, dass sie mit Fristen kämpft.”
  • Übermäßige Selbstvermarktung: Sie lenken Gespräche häufig auf ihre eigenen Leistungen und erkennen selten Teamarbeit an.
  • Emotionale Manipulation: Sie könnten Schuldgefühle oder Schmeichelei nutzen, um Situationen zu kontrollieren, etwa indem sie sagen: “Ich habe so viel Mühe in dieses Projekt gesteckt, es wäre unfair, wenn jemand anderes die Anerkennung bekäme.”
  • Mangel an Empathie: Sie ignorieren die Probleme der Kollegen und reagieren auf persönliche Anliegen mit: “Wir haben alle Probleme, mach einfach weiter.”

Das frühzeitige Erkennen dieser Verhaltensweisen kann helfen, Interaktionen zu steuern, bevor sie sich zu toxischen Dynamiken entwickeln. Weitere Informationen finden Sie unter: NPS-Symptome.

 

Möchtest du wissen, ob du dich mit einigen (oder allen) der NPS-Symptome identifizieren kannst?

 

Der Unterschied zwischen einem narzisstischen Kollegen und einem narzisstischen Chef

Narzisstischer Kollege
Symptome von Narzissmus pro NPD-Subtyp.

Während ein narzisstischer Kollege frustrierend und störend sein kann, besitzt ein narzisstischer Chef eine Autoritätsposition, die sein schädliches Verhalten verstärken kann. Die Auswirkungen des Narzissmus eines Kollegen können hauptsächlich die Teamdynamik und Arbeitsplatzbeziehungen betreffen. Ein narzisstischer Chef hingegen hat Einfluss auf die Jobsicherheit, Karriereentwicklung und tägliche Arbeitserfahrungen der Mitarbeiter, was sein Verhalten weitaus folgenreicher macht.

 
 

Ein narzisstischer Chef zeigt wahrscheinlich die gleichen Eigenschaften wie ein narzisstischer Kollege – wie Manipulation, Mangel an Empathie und übermäßige Selbstvermarktung – jedoch mit zusätzlicher Intensität aufgrund seiner Autorität. Sie könnten übermäßige Bewunderung verlangen, sich die Arbeit der Untergebenen zu eigen machen oder diejenigen bestrafen, die ihrem Ego nicht schmeicheln. Im Gegensatz zu einem narzisstischen Kollegen, der sich möglicherweise an Büroklatsch oder subtiler Sabotage beteiligt, kann ein narzisstischer Chef eine Kultur der Angst und Instabilität schaffen, indem er Mitarbeiter gaslightet, unrealistische Erwartungen setzt und sich an denen rächt, die ihn herausfordern.

Zudem konkurrieren narzisstische Kollegen oft um Aufmerksamkeit und Beförderungen, während ein narzisstischer Chef bereits Kontrolle über das Team hat und seinen Willen durchsetzen kann, ohne Bestätigung von Gleichgestellten zu benötigen. Dies kann es für Mitarbeiter schwieriger machen, Grenzen zu setzen, da sie berufliche Konsequenzen riskieren, wenn sie sich dem toxischen Verhalten widersetzen oder es aufdecken. Das Verständnis dieser Unterschiede ist entscheidend, um maßgeschneiderte Strategien für den Umgang mit jeder Situation zu entwickeln.

 

Der fragile (verletzliche) Narzisst als Kollege

Fragile oder verletzliche Narzissten zeigen oft eine paradoxe Mischung aus Großartigkeit und Unsicherheit. Im Gegensatz zu ihren offenen Gegenstücken können sie schüchtern, überempfindlich und defensiv erscheinen. Ihr Bedürfnis nach Bestätigung treibt sie dazu, übermäßige Rückversicherung von Kollegen zu suchen, aber sie können auch negativ reagieren, wenn sie sich kritisiert oder übersehen fühlen.

Warum verhalten sie sich so?

  • Ihr Selbstwertgefühl ist äußerst instabil, was sie von externer Bestätigung abhängig macht.
  • Sie betrachten den Erfolg anderer als persönlichen Misserfolg und glauben, dass Anerkennung eine begrenzte Ressource ist.
  • Tief im Inneren fürchten sie, als inkompetent entlarvt zu werden, was ihre Defensive und Schuldzuweisungen antreibt.

 
Beispiele für Verhalten am Arbeitsplatz:

Überempfindlichkeit gegenüber Kritik: Selbst konstruktives Feedback kann als persönlicher Angriff wahrgenommen werden. Wenn beispielsweise ein Teamleiter kleinere Änderungen an einem Bericht vorschlägt, könnte ein fragiler Narzisst tagelang schmollen oder mit sarkastischen Bemerkungen reagieren, wie etwa: “Meine harte Arbeit wird nie geschätzt.”

Neid und Groll: Wenn ein Kollege Lob oder eine Beförderung erhält, fühlt sich der fragile Narzisst persönlich gekränkt. Das liegt daran, dass er sein Selbstwertgefühl daraus bezieht, als überlegen angesehen zu werden. Anstatt den Erfolg anderer unabhängig von seinem eigenen Wert zu betrachten, interpretiert er ihn als Beweis seiner eigenen Unzulänglichkeit. Er murmelt vielleicht: „Natürlich hat sie die Beförderung bekommen – sie weiß immer, wie man Politik macht.“

Vermeidung von Verantwortung: Bei einem Fehler könnten sie sofort die Schuld auf einen Kollegen schieben. Wenn ein Projekt aufgrund ihres Versäumnisses scheitert, könnten sie behaupten: “Ich dachte, John kümmert sich um diesen Teil. Es war nicht meine Verantwortung.”

Sozialer Rückzug: Wenn sie sich nicht wertgeschätzt oder unterbewertet fühlen, isolieren sie sich möglicherweise und weigern sich, an Teambesprechungen oder gemeinsamen Projekten teilzunehmen. Oftmals mit der Begründung, dass „ihr Beitrag sowieso niemand wertschätzt“.

Das Verständnis dieser Verhaltensweisen ist entscheidend für ein unterstützendes Arbeitsumfeld und die Vermeidung potenzieller Konflikte.

 
 

Der bösartige Narzisst als Kollege

Bösartige Narzissten verbinden narzisstische Merkmale mit antisozialem Verhalten, was sie im beruflichen Umfeld besonders herausfordernd macht. Anders als fragile Narzissten sind sie nicht nur unsicher – sie können absichtlich grausam und manipulativ agieren.

Warum verhalten sie sich so?

  • Sie gedeihen durch Kontrolle und Macht und nutzen gezielt Manipulation, um ihre Dominanz zu sichern.
  • Sie empfinden keine Empathie, was es ihnen erlaubt, anderen ohne Schuldgefühle zu schaden.
  • Sie betrachten Kollegen entweder als Verbündete oder Bedrohungen, was zu extremer Konkurrenz und Paranoia führt.
 
Beispiele für Verhalten am Arbeitsplatz:

Manipulative Taktiken: Ein bösartiger Narzisst könnte gezielt falsche Gerüchte über einen Kollegen verbreiten, um dessen Ruf zu schädigen, oder sich die Erfolge anderer aneignen. Zum Beispiel: „Ich musste gestern Sarahs komplette Präsentation überarbeiten. Vorher war das eine Katastrophe.“

Mangel an Empathie: Entscheidungen werden rücksichtslos getroffen, ohne auf die Auswirkungen für andere zu achten. Wenn ein Kollege persönliche Probleme hat, könnte die Reaktion lauten: „Das ist nicht mein Problem. Arbeit ist Arbeit.“

Aggressivität: Fühlen sie sich bedroht oder herausgefordert, können sie verbal aggressiv werden oder Einschüchterungstaktiken nutzen, etwa indem sie in Besprechungen schreien oder unterschwellige Drohungen in Bezug auf die Jobsicherheit äußern.

Paranoia: Sie glauben oft, dass andere ihnen schaden wollen, und greifen deshalb vorsorglich an – etwa indem sie versuchen, einen Kollegen entlassen zu lassen, bevor sie selbst für schlechte Leistungen zur Verantwortung gezogen werden könnten.

Der Umgang mit bösartigen Narzissten erfordert Wachsamkeit und eine klare Grenzsetzung, um sich vor ihrem toxischen Einfluss zu schützen.

 
 

Der hochfunktionale Narzisst als Kollege

Hochfunktionale Narzissten sind oft charismatisch, ehrgeizig und äußerst kompetent – was es anfangs schwer macht, ihr Verhalten als toxisch zu erkennen. Im Gegensatz zu fragilen oder bösartigen Narzissten zeigen sie vielleicht kein offen destruktives Verhalten, doch ihr unerbittlicher Drang nach Erfolg kann für ihre Kollegen große Herausforderungen mit sich bringen.

Warum verhalten sie sich so?

  • Ihr Selbstwert ist eng mit Leistung verknüpft, weshalb sie extrem wettbewerbsorientiert sind.
  • Sie leben von Bewunderung und sind geschickt darin, soziale Dynamiken zu beeinflussen, um ein positives Image aufrechtzuerhalten.
  • Beziehungen betrachten sie oft als Mittel zum Zweck – sie interagieren vor allem dann, wenn es ihrer Karriere dient.

 
Beispiele für Verhalten am Arbeitsplatz:

Strategische Selbstvermarktung: Hochfunktionale Narzissten sorgen dafür, dass ihre Erfolge gesehen werden – während sie die Beiträge anderer kleinreden. Beispiel: „Ich musste das gesamte Projekt überarbeiten, damit es dieses Niveau erreicht – vorher war es noch lange nicht so weit.“

Charmante, aber kalkulierte Interaktionen: Sie bauen gezielt Allianzen mit einflussreichen Kollegen und Entscheidungsträgern auf, während sie gegenüber weniger nützlichen Personen gleichgültig bleiben. Gegenüber Führungskräften zeigen sie sich herzlich, gegenüber Junioren oft herablassend.

Ausnutzung von Gelegenheiten: Wenn eine Beförderung ansteht, intensivieren sie ihre Bemühungen, präsentieren ihre Erfolge und diskreditieren subtil ihre Mitbewerber. Falls sie darauf angesprochen werden, sagen sie: „Ich will doch nur das Beste für das Unternehmen – und ich bin die logische Wahl für diese Rolle.“

Selektive Teamarbeit: Sie arbeiten nur dann im Team, wenn es ihnen selbst nützt. Bei Gruppenprojekten achten sie darauf, dass sie den Löwenanteil der Anerkennung erhalten – während sie unangenehme Aufgaben delegieren.

Obwohl hochfunktionale Narzissten leistungsstark und erfolgreich sein können, führt ihr eigennütziges Verhalten häufig zu Spannungen im Team. Wer ihre Taktiken erkennt, kann professionell mit ihnen umgehen und gesunde Grenzen wahren.

 

Verhaltensänderungen bei Beförderungschancen

Narzisstische Kollegen zeigen oft auffällige Verhaltensänderungen, wenn eine Beförderung in Aussicht steht. Viele halten sich im Hintergrund, solange es keine Aufstiegsmöglichkeiten gibt – doch sobald sich eine Tür öffnet, wandelt sich ihr Verhalten dramatisch.

Beispiele für typisches Verhalten:

  • Erhöhte Konkurrenzbereitschaft: Plötzlich arbeiten sie bis spät in die Nacht und melden sich freiwillig für prestigeträchtige Projekte – nicht aus Hingabe, sondern um Kollegen auszustechen.
  • Verstärkte Manipulation: Ein bösartiger Narzisst könnte gezielt Gerüchte streuen, um andere zu diskreditieren. Beispiel: „Ich habe gehört, Mark kommt kaum noch mit den Deadlines klar – ist das wirklich der richtige für eine Führungsrolle?“
  • Vorübergehende Unterwürfigkeit: Ein hochfunktionaler Narzisst könnte sich plötzlich überfreundlich gegenüber dem Chef verhalten und allem zustimmen, um sich einzuschmeicheln. Beispiel: „Das ist wirklich eine brillante Idee, Herr Direktor – ich wollte gerade etwas Ähnliches vorschlagen!“

 

Warum ist es wichtig, das zu erkennen?

Wenn man diese Verhaltensänderungen nicht rechtzeitig erkennt, kann man leicht Opfer von Arbeitsplatzintrigen werden – mit möglichen Nachteilen für die eigene Karriere. Narzisstische Kollegen sind oft Meister darin, Wahrnehmungen zu manipulieren. Sie könnten den eigenen Ruf untergraben oder sich die eigene Arbeit aneignen, ohne dass man es sofort merkt. Wer ihre Taktiken nicht durchschaut, steht am Ende womöglich ohne Beförderung da – trotz harter Arbeit.

Darüber hinaus kann ungehemmtes narzisstisches Verhalten das Teamklima vergiften. Wenn Beförderungen nicht mehr leistungsbezogen, sondern durch Manipulation entschieden werden, leidet die Moral – und damit auch die Produktivität. Wer diese Dynamiken erkennt, kann seine Strategie anpassen, die eigenen Leistungen sichtbarer machen und sich effektiv gegen unfaire Diskreditierung schützen.

 
 

Schutz vor narzisstischen Kollegen

Strategien zum Schutz des eigenen beruflichen Wohlbefindens sind entscheidend, wenn man es mit narzisstischen Kolleginnen und Kollegen zu tun hat. Wenn du dich nicht aktiv schützt, kann es passieren, dass du ständig an dir selbst zweifelst, dich zunehmend isoliert fühlst oder sogar in ein Burnout gerätst – als Folge des emotionalen Stresses, der mit dem Umgang mit toxischen Menschen einhergeht. In extremen Fällen kann dies auch bedeuten, dass du berufliche Aufstiegschancen verpasst oder zum Ziel von Mobbing wirst.

 
Strategien zum Selbstschutz:

  • Strategien zum Selbstschutz: Lass dich nicht auf emotionale Spielchen ein. Wenn dein Kollege versucht, dich zu manipulieren, reagiere höflich, aber bestimmt: „Ich bespreche dienstliche Angelegenheiten lieber direkt mit der Leitung als über Gerüchte.“
  • Interaktionen dokumentieren: Wenn ein narzisstischer Kollege dich wiederholt untergräbt, führe detaillierte Aufzeichnungen über deine Arbeit und eure Gespräche – für den Fall, dass du dich rechtfertigen musst.
  • Emotionale Distanz wahren: Lass dich nicht verunsichern. Bleibe in deinen Reaktionen sachlich und konzentriere dich auf Fakten statt auf Emotionen.
  • Unterstützung suchen: Sprich mit vertrauenswürdigen Kolleg:innen, Mentor:innen oder der Personalabteilung – besonders bei schwerwiegenden Vorfällen.
  • Leistung im Fokus behalten: Sorge dafür, dass deine Arbeit für sich spricht – so bist du weniger anfällig für Manipulation.
  •  

    Was passiert, wenn du dich nicht schützt?

    Wenn du keine Schutzmaßnahmen ergreifst, besteht die Gefahr, dass du als Sündenbock für die Fehler des Narzissten herhalten musst. Narzisstische Kolleg:innen sind äußerst geschickt darin, Schuld umzulenken und die Aufmerksamkeit von eigenen Fehltritten abzulenken – meist auf Kosten ihrer Mitmenschen. Du könntest dich plötzlich von wichtigen Projekten ausgeschlossen oder um deine Leistungen gebracht sehen, während der Narzisst sich geschickt als „Leistungsträger“ in Szene setzt und seine Konkurrenz subtil diskreditiert.

    Langfristiger Kontakt mit narzisstischer Manipulation kann zudem zu erhöhtem Stress, Angstzuständen oder sogar Depressionen führen. Der psychische Druck durch ständiges Gaslighting, Abwertung und Konflikte kann nicht nur deiner Karriere, sondern auch deiner seelischen Gesundheit schaden. Daher ist es entscheidend, aufmerksam zu bleiben, Gespräche zu dokumentieren und klare Grenzen zu ziehen – zum Schutz deiner beruflichen Zukunft und deines mentalen Gleichgewichts.

    Wer die Feinheiten narzisstischen Verhaltens am Arbeitsplatz versteht, kann komplexe zwischenmenschliche Dynamiken besser steuern. Indem du die Warnzeichen erkennst und dich gezielt schützt, trägst du zu einem gesünderen Arbeitsumfeld bei – geprägt von echter Zusammenarbeit und nachhaltigem Erfolg.