Einen narzisstischen Chef haben

Narzisstischer Chef
Fakten über Narzissmus – Infografik
Narzisstische Subtypen

Der Umgang mit einem narzisstischen Chef kann schwierig, frustrierend, verwirrend und sogar gefährlich sein. Ihre Impulsivität, Wutausbrüche, Selbstbezogenheit und mangelnde Selbstreflexion haben oft tiefgreifende Auswirkungen auf ihr Unternehmen oder ihre Abteilung. Dies führt zu einem angespannten, feindseligen und manchmal unsicheren Arbeitsumfeld. Diese Verhaltensweisen können schwerwiegende Folgen haben: Unternehmen können mit Geldstrafen belegt werden, wenn sie Vorschriften ignorieren, oder sogar durch impulsive und riskante Entscheidungen in die Insolvenz geraten.

Mitarbeiter hingegen können eine komplexe posttraumatische Belastungsstörung (K-PTBS) entwickeln, da sie ständig Drohungen, Manipulationen, unvorhersehbarem Verhalten und häufigen Wutausbrüchen ausgesetzt sind. Glücklicherweise sind nicht alle narzisstischen Chefs gleich. Forscher identifizieren drei Haupttypen:

  • Grandios-maligner Narzissmus
  • Vulnerabel-fragiler Narzissmus
  • Exhibitionistischer (oder hochfunktionalen) Narzissmus

Jeder Typ hat spezifische Stärken und Schwächen, die wir im Folgenden näher betrachten.   In diesem Artikel behandeln wir:
  • Wie man einen narzisstischen Chef erkennt
  • Die Auswirkungen auf ein Unternehmen oder eine Abteilung
  • Die Effekte auf Mitarbeiter (Freund-gegen-Feind-Dynamik)
  • Strategien, um mit einem narzisstischen Chef umzugehen
  • Möglichkeiten für Mitarbeiter, sich zu schützen
 
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Wie erkennt man einen narzisstischen Chef?

 

Bevor wir uns die Merkmale narzisstischer Chefs genauer ansehen, ist es wichtig anzuerkennen, dass bestimmte narzisstische Eigenschaften für ein Unternehmen von Vorteil sein und sogar Mitarbeiter schützen können. Hochfunktionale narzisstische Chefs zeigen beispielsweise oft leistungsorientiertes Verhalten, Energie, zwischenmenschliche Gewandtheit, hohe Motivation und eine starke Anpassungsfähigkeit [1]. Sie können Mitarbeiter unterstützen und sogar freundlich zu ihnen sein – solange es ihren eigenen Zielen dient. Das unterscheidet sie von bösartigen oder fragilen Narzissten, deren Verhalten tendenziell destruktiver ist.

 

Einige Eigenschaften haben jedoch sowohl positive als auch negative Auswirkungen. Zum Beispiel kann die kritische und neidische Art eines fragilen Narzissten sowohl ihn selbst als auch seine Mitarbeiter zu besseren Leistungen antreiben. Gleichzeitig kann dies aber auch ein feindseliges und stressiges Arbeitsumfeld schaffen. Mit anderen Worten: Einen narzisstischen Chef zu haben bedeutet nicht zwangsläufig Missbrauch, Angst und Leid.

Trotzdem weisen narzisstische Chefs eine Reihe negativer Eigenschaften auf. Manche sind bei allen Narzissten universell – etwa Arroganz und Anspruchsdenken –, während andere spezifisch für bestimmte Subtypen oder Situationen sind. Zum Beispiel fühlen sich fragile Narzissten oft machtlos oder selbstkritisch, während bösartige Narzissten solche Schwächen selten zeigen.

 

Das Diagramm

Das Diagramm (siehe oben oder rechts) zeigt die Verhaltensweisen, Gefühle und Einstellungen, die für jeden narzisstischen Subtyp einzigartig sind. Der grüne Kreis steht für vulnerabel-fragile Narzissten, der violette Kreis für exhibitionistische Narzissten und der blaue Kreis für grandios-bösartige Narzissten. Gemeinsame Merkmale erscheinen dort, wo sich die Kreise überschneiden, und veranschaulichen die feinen Unterschiede, wie diese Eigenschaften in verschiedenen Subtypen auftreten.

  Wichtig: Bestimmte Verhaltensweisen, Einstellungen oder Gefühle eines Subtyps können gelegentlich auch bei anderen auftreten – je nach Situation. So ist beispielsweise das “Schuld auf andere schieben” eine typische Manipulationstechnik von bösartigen Narzissten. Doch auch fragile Narzissten können dieses Verhalten zeigen – als Abwehrmechanismus, wenn ihre Minderwertigkeitsgefühle ausgelöst werden.  

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Überblick über narzisstische Chef-Subtypen

Unten folgt eine Übersicht über die Verhaltensweisen, Gefühle und Einstellungen, die für jeden narzisstischen Subtyp spezifisch sind, basierend auf Forschungsergebnissen [1].
Grandios-bösartiger Narzisst:

  • Übertriebenes Gefühl der eigenen Wichtigkeit
  • Anspruchsdenken
  • Grandiosität
  • Erwartet bevorzugte Behandlung
  • Mangel an Empathie
  • Fühlt sich privilegiert
  • Arrogant
  • Will immer im Mittelpunkt stehen
  • Sieht andere als Publikum
  • Substanzmissbrauch
  • Zwischenmenschliche Manipulation
  • Kocht vor Wut
  • Strebt nach Macht und Kontrolle
  • Externalisierendes Verhalten
  • Gibt anderen die Schuld
  • Hält sich nicht an Regeln
  • Verächtlich gegenüber anderen
Vulnerabel-fragiler Narzisst:

  • Übertriebenes Gefühl der eigenen Wichtigkeit
  • Anspruchsdenken
  • Grandiosität
  • Erwartet bevorzugte Behandlung
  • Mangel an Empathie
  • Fühlt sich privilegiert
  • Neidisch auf andere
  • Sehnt sich nach Anerkennung
  • Depressiv
  • Machtlos
  • Wütend
  • Feindselig
  • Häufige psychische Komorbiditäten
  • Hält Groll lange nach
  • Kritisch gegenüber anderen
  • Unglücklich
  • Fühlt sich unzulänglich
  • Sieht sich als Opfer
  • Hilflos
  • Probleme mit Autoritäten
  • Fantasiert über grenzenlose Macht und Erfolg
  • Unzulänglich
  • Zeigt nur dann Rücksicht auf andere, wenn es ihm selbst nützt
Hochfunktionaler/Exhibitionistischer Narzisst:

  • Übertriebenes Gefühl der eigenen Wichtigkeit
  • Anspruchsdenken
  • Grandiosität
  • Erwartet bevorzugte Behandlung
  • Arrogant
  • Will immer im Mittelpunkt stehen
  • Sieht andere als Publikum
  • Neidisch auf andere
  • Sexuell verführerisch
  • Konkurrenzorientiert
  • Herablassend
  • Gleichgültig gegenüber menschlichen Schwächen
  • Nutzt Narzissmus als Motivation
  • Energiegeladen
  • Schlagfertig
  • Wortgewandt
  • Extrovertiert
  • Hohe Selbstkritik
  • Drückt Gefühle auf theatralische Weise aus
  • Gute Anpassungsfähigkeit
  • Intolerant gegenüber menschlichen Fehlern
  • Zwischenmenschlich wohlfühlend/li>
 

Narzisstischer Chef – Hochfunktionaler/Exhibitionistischer Narzisst

Von den drei Subtypen zeigt der hochfunktionale narzisstische Chef die meisten positiven und die wenigsten negativen Verhaltensweisen. Sie haben in der Regel stabile Berufslaufbahnen und entwickeln seltener andere psychische Störungen wie Depressionen oder soziale Angststörungen [1]. Dennoch kann es schwierig sein, sie zu erkennen, da ihr Verhalten manchmal widersprüchlich wirkt.

Typischerweise treten ihre narzisstischen Tendenzen in stressigen Situationen, bei Zurückweisung, Enttäuschung oder Neid stärker hervor. In solchen Momenten zeigen sie möglicherweise Herablassung, Arroganz, übermäßige Selbstkritik oder theatralische emotionale Ausbrüche. Hochfunktionale Narzissten bevorzugen es, im Mittelpunkt zu stehen, und haben Schwierigkeiten damit, wenn andere Aufmerksamkeit erhalten.

Wenn ein Mitarbeiter beispielsweise während eines Meetings, Mittagessens oder Events im Rampenlicht steht, könnte der hochfunktionale Narzisst:

  • Die Erfolge des Mitarbeiters herunterspielen
  • Sarkasmus als versteckte Kritik nutzen
  • Eine plötzliche Krankheit oder Verletzung vortäuschen, um die Aufmerksamkeit wieder auf sich zu lenken

 

Narzisstischer Chef – Fragiler Narzisst

Der fragile Narzisst vereint Gefühle der Unzulänglichkeit, des Opferseins, der Hilflosigkeit und Machtlosigkeit mit Neid auf andere. Um mit diesen negativen Emotionen umzugehen, entwickelt er ein übersteigertes Anspruchsdenken, ein überhöhtes Selbstbild und fordert eine Sonderbehandlung.

Wenn Mitarbeiter nicht den Respekt und die Bewunderung zeigen, die der fragile Narzisst für selbstverständlich hält, könnte er:

  • Wütend ausrasten
  • Nachtragend sein
  • Feindselig reagieren

Dieser Typ ist extrem empfindlich gegenüber Zurückweisung. Selbst geringfügige wahrgenommene Kränkungen bleiben lange im Gedächtnis, und das Bedürfnis nach Rache kann überdauern. Mitarbeiter, die er als Bedrohung empfindet oder die ihn zurückgewiesen haben, werden oft gemobbt oder schlecht behandelt. Häufige manipulative Techniken fragiler Narzissten sind:

  • Gaslighting (andere dazu bringen, an ihrer eigenen Wahrnehmung zu zweifeln)
  • Splitting (Menschen in „gut“ und „böse“ einteilen)
  • Schuldgefühle hervorrufen
  • Öffentliche Demütigung

Besonders talentierte Mitarbeiter leiden oft am meisten unter diesen Manipulationen. Sie könnten:

  • Beruflich ausgebremst werden
  • Mit einfachen oder übermäßigen Aufgaben überladen werden
  • Öffentlich für Fehler bloßgestellt werden
  • Um verdiente Anerkennung oder Beförderungen gebracht werden
Ironischerweise erkennt der fragile Narzisst in Momenten, in denen er diese Mitarbeiter braucht, ihre Talente an und behandelt sie vorübergehend mit Respekt.

 

Narzisstischer Chef – Grandios-bösartiger Narzisst

Der bösartige Narzisst wird von einem unstillbaren Verlangen nach Macht, Kontrolle und Aufmerksamkeit angetrieben und schreckt vor nichts zurück, um seine Ziele zu erreichen. Sein Verhalten ist geprägt von Manipulation, Drohungen und Schuldzuweisungen. Tief im Inneren ist er jedoch äußerst unsicher. Sein Narzissmus dient ihm als Schutzschild, um sich nicht mit seinen eigenen Unsicherheiten auseinandersetzen zu müssen. Er bläht sein Ego auf, indem er:

  • Andere beleidigt, erniedrigt und für Fehler verantwortlich macht
  • Mit seinen (oft übertriebenen oder erfundenen) Erfolgen prahlt

Im Gegensatz zu fragilen Narzissten reagiert der bösartige Narzisst nicht empfindlich auf Kritik. Stattdessen:

  • Vermeidet Verantwortung durch Ablenkung oder Leugnung
  • Weist er sie als falsch oder irrelevant zurück
  • Reagiert er aggressiv darauf
Ähnlich wie hochfunktionale Narzissten will der bösartige Narzisst stets im Mittelpunkt stehen. Im Gegensatz zu anderen Subtypen empfindet er jedoch keinen Neid, wenn andere Aufmerksamkeit bekommen – er glaubt schlicht, dass ihm diese zusteht. Falls nötig, wird er durch Wutausbrüche oder bewusst herbeigeführtes Chaos versuchen, sich die Aufmerksamkeit zurückzuholen.

 
 

Mein Chef ist wahrscheinlich:

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Narzisstischer Chef – Auswirkungen auf Unternehmen/Abteilungen

 

Ein narzisstischer Chef hat zwei Gesichter, wenn es um seine Auswirkungen auf ein Unternehmen oder eine Abteilung geht. Einerseits kann er die Produktivität steigern, höhere Verkaufszahlen erzielen und lukrative Geschäftsabschlüsse sichern. Solange das Unternehmen floriert, ist er zufrieden. Doch früher oder später wird seine Arroganz ihm zum Verhängnis. Sobald er die Kontrolle verliert, beginnt er, möglichst viel Schaden anzurichten.

 
 

Viele narzisstische Chefs erleben zunächst Erfolg aufgrund ihrer Hartnäckigkeit, Manipulationsfähigkeit und Rücksichtslosigkeit. Sie betrachten das Unternehmen oder die Abteilung als Erweiterung ihrer selbst – ähnlich wie eine Mutter zu ihrem Kind. Anfangs arbeiten sie hart und erwarten dasselbe von ihren Mitarbeitern.

Während der erfolgreichen Phase nimmt der narzisstische Chef alle Lorbeeren für sich in Anspruch – sei es für Unternehmenswachstum, Umsatzsteigerungen oder die Leistungen seiner Mitarbeiter. In diesen Hochphasen kann er großzügig wirken, Boni verteilen und Lob aussprechen. Seine destruktiven Verhaltensweisen treten meist dann hervor, wenn er sich bedroht fühlt – sei es durch mangelnde Anerkennung, Respektlosigkeit oder Kontrollverlust. In solchen Momenten zeigt sich:

  • Der hochfunktionale Narzisst motiviert das Team.
  • Der fragile Narzisst ist freundlich und entspannt.
  • Der bösartige Narzisst genießt es, über seine Erfolge zu sprechen.

 

Narzisstischer Chef – Der Wendepunkt: Vom Erfolg zum Absturz

Erfolg stärkt das Selbstbewusstsein des Narzissten – was kein Problem wäre, wenn er nicht unweigerlich irgendwann scheitern würde. Ein Rückschlag kann verschiedene Formen annehmen: eine verweigerte Beförderung, ein abgelehntes Produkt, ein geplatzter Deal, ein finanzieller Verlust oder das Verfehlen von Umsatzzielen.

Doch ein narzisstischer Chef sehnt sich vor allem nach Kontrolle, Macht und Aufmerksamkeit. Sein übersteigertes Selbstbild und sein Anspruchsdenken erstrecken sich auf das gesamte Unternehmen. Dadurch wird er risikofreudiger, überschreitet professionelle Grenzen und verhält sich, als wäre er unantastbar. Diese selbstzerstörerische Arroganz beschleunigt jedoch seinen Fall, anstatt ihm mehr Kontrolle zu geben.

 

Der Absturz:


Der Verlust von Kontrolle, Macht oder Aufmerksamkeit ist der schlimmste Albtraum eines Narzissten. Jede Bedrohung dieser Aspekte löst heftige Reaktionen aus. Je länger es dauert, bis er seine Macht zurückgewinnt, desto impulsiver, unberechenbarer und respektloser wird sein Verhalten. In dieser Phase verschwinden seine positiven Eigenschaften vollständig. Stattdessen sucht er nach Schuldigen – sei es eine andere Abteilung, ein externer Partner oder ein Mitarbeiter.

 
 

  • Wutausbrüche
  • Feindseligkeit
  • Herablassendes Verhalten
  • Schuldzuweisungen
  • Die Geschwindigkeit des Absturzes hängt von der Unternehmensstruktur, seinem Einfluss und seiner Verantwortung ab. Irgendwann beginnt er, sich vom eigentlichen Geschäft zu distanzieren und sich auf persönliche Bereicherung zu konzentrieren – sei es durch luxuriöse Feiern auf Firmenkosten, Regelverstöße oder andere rücksichtslose Handlungen.

    Falls ihm eine Entlassung oder eine Beurlaubung droht, kann dies extreme Reaktionen hervorrufen – von unkontrollierbarer Wut bis hin zu suizidalen Gedanken. Für einen narzisstischen Chef bedeutet das Ende seiner Karriere eine völlige Demütigung und einen totalen Kontrollverlust.

    Indem man unparteiisch bleibt, minimiert man das Risiko, zum Sündenbock zu werden, und kann sich möglicherweise sogar als scheinbarer Verbündeter positionieren. Wer sich jedoch offen gegen den narzisstischen Chef stellt, muss mit Vergeltung rechnen.

       

    Narzisstischer Chef – Auswirkungen auf Mitarbeiter

    Der Umgang mit einem narzisstischen Chef: Freund oder Feind? Die Psychospiele eines narzisstischen Chefs.

    Narzisstische Chefs haben keine echten Freundschaften. Stattdessen kategorisieren sie Menschen nach ihrem Nutzen:

    • Nützlich vs. Nutzlos – Wer ihnen hilft, ihre Ziele zu erreichen, ist nützlich; wer es nicht tut, wird abgelehnt.
    • Bedrohlich vs. Harmlos – Jeder, der ihre Autorität, Macht oder Kontrolle infrage stellt, ist eine Bedrohung, während diejenigen, die kein Risiko darstellen, toleriert werden können.
    Diese Kategorisierungen sind jedoch nicht festgelegt. Ein wertvoller Mitarbeiter kann plötzlich zur Bedrohung werden, wenn er den Chef in den Schatten stellt – was Feindseligkeit und Mobbing am Arbeitsplatz nach sich ziehen kann. Ebenso kann jemand, der einst als Bedrohung galt, plötzlich nützlich werden und sich vorübergehend die Gunst des Chefs sichern. Diese Unvorhersehbarkeit macht es für Mitarbeiter schwer, das Verhalten ihres Chefs einzuschätzen, was zu chronischem Stress und Druck führt.

    Mitarbeiter haben oft das Gefühl, fehlerfreie Arbeit abliefern zu müssen – doch selbst Perfektion garantiert keine Anerkennung. Der Chef kann willkürlich Änderungen verlangen, auch außerhalb der Arbeitszeiten, und respektiert weder persönliche Grenzen noch Privatsphäre. Es ist nicht ungewöhnlich, dass sie persönliche Erledigungen delegieren, wie das Abholen eines Anzugs, den Einkauf oder das Gassigehen mit dem Hund. Ein weiterer großer Stressfaktor sind die unvorhersehbaren Stimmungsschwankungen des Chefs. In einem Moment ist er gut gelaunt, im nächsten bekommt er einen Wutanfall. Der Hauptauslöser? Die Angst, Kontrolle, Aufmerksamkeit oder Macht zu verlieren.

     

    Die psychische Belastung: PTSB & K-PTSB

    Narzisstischer Chef – wie funktionieren Trigger?

    Ein narzisstischer Chef kann die psychische Gesundheit eines Mitarbeiters stark beeinträchtigen und in manchen Fällen eine posttraumatische Belastungsstörung (PTSB) auslösen. Wer am Arbeitsplatz starke Demütigungen, Kritik, Drohungen oder Verrat erlebt, kann Symptome entwickeln wie: :

    • Schlafprobleme
    • Flashbacks
    • Stimmungsschwankungen
    • Angst und Stress
    • Konzentrationsstörungen
    • Substanzkonsum als Bewältigungsstrategie

    Mitarbeiter, die über einen längeren Zeitraum Mobbing, Drohungen oder Arbeitsplatzunsicherheit ertragen, können eine komplexe posttraumatische Belastungsstörung (K-PTSB) entwickeln. Im Gegensatz zur PTSB, die oft durch ein einzelnes traumatisches Ereignis verursacht wird, entsteht K-PTSB durch anhaltende psychische Belastung. Die langfristigen Folgen können über den Arbeitsplatz hinausgehen und sich negativ auf persönliche Beziehungen, den Alltag und das allgemeine Wohlbefinden auswirken.

    Trigger können auf unerwartete Weise entstehen. Beispielsweise kann ein Mitarbeiter, den sein narzisstischer Chef regelmäßig nach Feierabend wegen unwichtiger Aufgaben anruft, irgendwann Anrufe generell mit Angst verbinden. Mit der Zeit könnte er beginnen, Anrufe zu vermeiden – selbst von anderen Personen –, was zu sozialem Rückzug und verstärkten Stressreaktionen führen kann.

    Falls du vermutest, dass du aufgrund von traumatischen Arbeitserfahrungen PTSB oder K-PTSB hast, solltest du einen Online-Selbsttest machen oder dich über Selbsthilfe-Ressourcen informieren, um Trigger zu bewältigen und Stress zu reduzieren.

     
     

    Narzisstischer Chef – Burnout

    Wie wirkt sich Burnout auf Mitarbeiter aus?
    Grün = gesunde Person. Orange = Person mit Burnout.

    Burnout entsteht, wenn Mitarbeiter über längere Zeit unter konstantem Druck und Stress stehen, ohne ausreichende emotionale und körperliche Erholung. Typische Symptome sind Erschöpfung, Konzentrationsprobleme, mangelndes Mitgefühl sowie reduzierte Motivation, Kreativität und kognitive Leistungsfähigkeit [3]. Menschen mit Burnout sind zudem häufiger krankgeschrieben [4].

    Narzisstische Chefs setzen ihre Mitarbeiter unter enormen Druck, um Ergebnisse zu erzwingen. Ihre fehlende Empathie, ihre Unfähigkeit, menschliche Fehler zu akzeptieren, und ihre Angst vor Zurückweisung – kombiniert mit ihrem unstillbaren Verlangen nach Macht, Kontrolle und Aufmerksamkeit – schaffen die perfekten Bedingungen für Burnout. Um ihre Ziele durchzusetzen, greifen sie auf Manipulation, Drohungen, Mobbing oder Vernachlässigung zurück.

     

    Narzisstischer Chef – Weitere psychische Störungen

    Die Arbeit für einen narzisstischen Chef kann auch zur Entwicklung anderer psychischer Störungen beitragen, darunter:

    • Panikattacken und Panikstörung
    • Soziale Phobie
    • Generalisierte Angststörung
    • Major Depression
    • Somatische Belastungsstörung

     

    Umgang mit einem narzisstischen Chef

    Wie sieht ein narzisstischer Chef andere Menschen?

    Wie bereits erwähnt, hat der narzisstische Chef keine echten Freunde. Stattdessen sieht er Mitarbeiter in vier Kategorien: nützlich, nutzlos, harmlos oder bedrohlich. Diese Kategorien spiegeln seine Hauptmotive wider: Macht, Kontrolle und Aufmerksamkeit. Jede Interaktion muss einem dieser Zwecke dienen. In diesem Abschnitt betrachten wir genauer, wie Mitarbeiter zwischen diesen Kategorien wechseln können und welche Strategien helfen, mit einem narzisstischen Chef in jeder dieser Situationen umzugehen.

     

    Ich habe das Gefühl, mein Chef sieht mich als:

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    Nutzloser Mitarbeiter:

    Wenn ein Mitarbeiter dem narzisstischen Chef nicht dabei hilft, Macht, Kontrolle oder Aufmerksamkeit zu gewinnen, wird er als nutzlos betrachtet. Dieser Mitarbeiter kann zwar kompetent in seinem Job sein, doch wenn der Narzisst ihn als nicht bereit wahrnimmt, die Extrameile zu gehen, wird er in die Kategorie „nutzlos“ eingeordnet. Solche Mitarbeiter sind leichte Ziele für Mobbing, Drohungen, Demütigungen und Beleidigungen. Der narzisstische Chef wird versuchen, den Mitarbeiter auszunutzen, aber wenn das nicht möglich ist, wird er ihn bei der erstbesten Gelegenheit entlassen oder versetzen.

    Wie man in der Gunst bleibt

    • 1. Härter arbeiten und versuchen, sich abzuheben.
    • 2. Den Chef loben und in Besprechungen oder Diskussionen unterstützen. Selbst wenn du etwas alleine erreichst, bedanke dich beim Chef – Narzissten reagieren empfindlich darauf.
    • 3. Dem Chef helfen, mehr Kontrolle über das Unternehmen oder die Abteilung zu gewinnen.
    • 4. Dazu beitragen, dass der Chef mächtiger wird, z. B. durch Umsatzsteigerung.

    Wenn du nicht aus dieser Kategorie herauskommst Dafür kann es mehrere Gründe geben:

    • 1. Dein Chef ist enttäuscht von dir. Wenn du einmal seine Erwartungen nicht erfüllt hast, wird er seine Meinung so schnell nicht ändern.
    • 2. Du bist nicht bereit, zusätzliche Anstrengungen zu unternehmen oder ihn zu loben.
    • 3. Es gibt etwas an dir, das der Narzisst nicht mag (z. B. dein Aussehen oder dein soziales Umfeld).
    In diesem Fall ist es am besten, in Meetings und Gesprächen neutral zu bleiben – alles, was du sagst, kann gegen dich verwendet werden. Emotionale Distanz zum Job hilft, damit impulsive Entscheidungen des Narzissten dich nicht zu sehr treffen. Setze gesunde Grenzen – Narzissten respektieren Grenzen, wenn Verstöße gegen sie dazu führen, dass sie Macht, Kontrolle oder Aufmerksamkeit verlieren.

     

    Nützlicher Mitarbeiter

    Ein Mitarbeiter, der dem Narzissten hilft, mehr Macht, Kontrolle oder Aufmerksamkeit zu gewinnen, wird als nützlich angesehen. Selbst wenn er weniger produktiv ist als andere, wird er bevorzugt, solange er das Bedürfnis des Narzissten nach Bewunderung, Kontrolle oder Macht stillt.

    Allerdings kann es anstrengend sein, in dieser Kategorie zu bleiben. Der narzisstische Chef kann übermäßige Forderungen stellen, wie unbezahlte Überstunden oder ständige Erreichbarkeit außerhalb der Arbeitszeiten. Falls der Mitarbeiter zu kompetent oder einflussreich wird, könnte der Narzisst ihn als Bedrohung wahrnehmen und in die „bedrohliche“ Kategorie verschieben. Wird er weniger wertvoll, kann er in die „nutzlose“ oder „harmlose“ Kategorie abrutschen. In dieser Kategorie zu bleiben, ist stressig und zeitintensiv.

    Wie man aus dieser Kategorie herauskommt: Auch wenn es Vorteile hat, in dieser Kategorie zu bleiben, ist es oft erschöpfend. Um herauszukommen, kannst du:
    • 1. Bewusst mehr Zeit für Aufgaben einplanen, um dich zu erholen.
    • 2. Nicht ständig verfügbar sein, damit der Chef sich auf jemand anderen konzentriert.
    • 3. Kritische Fragen stellen, anstatt immer nur zuzustimmen.
    • 4. Nach und nach gesunde Grenzen einführen.
    • 5. Den Narzissten nicht ständig loben oder sein Ego füttern – lass ihn dafür arbeiten.
    Solange du wertvoll bleibst, ist es unwahrscheinlich, dass dich der narzisstische Chef in die „nutzlose“ Kategorie verschiebt.

     

    Harmlose Mitarbeiter

    Der harmlose Mitarbeiter macht seine Arbeit gut, vermeidet Beschwerden und unterstützt den Chef, wenn es nötig ist. Doch der Narzisst sieht diese Person als unbedeutend in Bezug auf Macht, Kontrolle oder Einfluss. Während diese Kategorie die sicherste ist, werden solche Mitarbeiter oft übersehen und selten befördert. Der narzisstische Chef betrachtet sie als „unter dem Standard“, weder als Bedrohung noch als Gewinn.

    Wie man aus dieser Kategorie herauskommt: Wer für den Narzissten wertvoller werden will, kann sich an den Ratschlägen für „nutzlose“ Mitarbeiter orientieren – also helfen, dem Chef mehr Macht, Kontrolle oder Bewunderung zu verschaffen.

     
     

    Bedrohlicher Mitarbeiter

    Ein narzisstischer Chef betrachtet Mitarbeiter als Bedrohung, wenn sie talentierter, ehrgeiziger, attraktiver, intelligenter oder erfolgreicher sind als er. Besonders gefährdet sind Mitarbeiter, die nach wichtigen Positionen oder Beförderungen streben. Diese Mitarbeiter leiden am meisten. Der narzisstische Chef wird sie so oft wie möglich beleidigen, demütigen oder für Fehler verantwortlich machen. Narzissten brauchen Feindbilder – und diese Mitarbeiter werden zum Ziel ihrer Aggressionen.

    Wie man das Verhalten des Narzissten neutralisiert Den Narzissten entlarven, indem man seine Manipulationen ruhig anspricht. Zum Beispiel:

    • Chef: „Wenn selbst Mike das versteht, muss es wirklich gut erklärt sein.“
    • Mitarbeiter: „Versuchst du mich mit diesem Kommentar zu erniedrigen?“
    • Chef: „Naja, du bist nicht der Klügste im Raum, um es mal vorsichtig auszudrücken.“
    • Mitarbeiter: „Fühlst du dich schlauer oder besser, wenn du das sagst?“
    Wiederholt man diese Strategie, wird es dem Narzissten unangenehm und er wird seltener herabwürdigende Kommentare machen.

    Wie man aus dieser Kategorie herauskommt Der beste Weg, aus dieser Kategorie zu entkommen, ist es, alles zu vermeiden, was den Narzissten bedroht. Sobald man kein Konkurrent mehr ist, lässt er nach. Man kann seine Aufmerksamkeit auf eine andere Person lenken – am besten in einer anderen Abteilung oder Firma, da Narzissten sich oft auf Feinde fixieren. Wer Kontrolle oder Macht erlangt (z. B. durch Wissen oder Ressourcen, die der Narzisst schätzt), kann Kritik reduzieren und möglicherweise in die „nützliche“ Kategorie wechseln.

     

    Wie man sich vor einem narzisstischen Chef schützt

    Mit einem narzisstischen Chef umzugehen, ist schwierig und riskant. Neben der Angst, gefeuert zu werden, schrecken Narzissten nicht davor zurück, Drohungen und Einschüchterungstaktiken einzusetzen. Sie könnten Mitarbeiter entlassen oder Privilegien entziehen, wenn diese nicht loyal sind. Die typische Reaktion ist Schweigen und Gehorsam, weil sich viele machtlos fühlen. Doch es gibt Strategien, um sich zu schützen.

     

    Wenn der Narzisst die Abteilung leitet

    Falls der Chef das Unternehmen führt, ist ein Jobwechsel ratsam. Hat er jedoch Vorgesetzte, gibt es Hoffnung. Das Ziel ist, falsche Anschuldigungen zu verhindern und sich eine gewisse Machtposition zu sichern.

     
     Schutzmaßnahmen
    • Kommunikation per E-Mail oder Text: Nach Gesprächen eine Zusammenfassung per E-Mail schicken und um Bestätigung bitten, um spätere Verdrehungen zu verhindern.
    • Nachrichten und E-Mails sichern: Kopien auf zwei verschiedenen USB-Sticks oder sicheren Orten speichern, um plötzlichen Datenverlust zu vermeiden.
    • Gespräche aufzeichnen, falls nötig: So viele Beweise wie möglich sammeln. Falls der Chef indirekt droht, stell dich unwissend und bitte um eine genauere Erklärung – direkte Drohungen sind vor Gericht hilfreicher.
    • Keine persönlichen Informationen preisgeben: Narzissten sammeln Details, um sie später gegen dich zu verwenden.
    • Kein Klatsch oder Kritik: Nie über Kollegen lästern oder den Chef kritisieren – alles kann gegen dich verwendet werden.
     

    Dem Chef Paroli bieten

    Um einem narzisstischen Chef Paroli zu bieten, brauchen Sie Unterstützung. Wenn Sie der Einzige sind, der sich beschwert, steht Aussage gegen Aussage, und er wird wahrscheinlich reagieren. Holen Sie sich Unterstützung von anderen Mitarbeitern, aber erwarten Sie keine sofortige Solidarität – die meisten fürchten, ihren Job zu verlieren. Hinterfragen Sie das Verhalten und die Kommentare Ihres Chefs in persönlichen Gesprächen mit Kollegen subtil. Mit der Zeit erkennen die Kollegen Muster und fühlen sich bestätigt. Handeln Sie nicht überstürzt, sondern strategisch. Sammeln Sie Beweise, sichern Sie sich Unterstützung und ergreifen Sie Maßnahmen, wenn nötig.

     

    Gemeinsam gesunde Grenzen setzen

    Ein Team sollte gemeinsam gesunde Grenzen setzen, aber ohne eine einzelne Führungsperson – sonst wird diese sofort zur Zielscheibe. Wechselnde Sprecher erschweren es dem Narzissten, jemanden herauszugreifen. Grenzverletzungen sollten Konsequenzen haben, die dem Chef das nehmen, was er am meisten schätzt: Aufmerksamkeit, Macht und Kontrolle. Wenn das gesamte Team Widerstand leistet, ist der Chef gezwungen, sich anzupassen.

     

    Narzisstischer Chef – Setting Healthy Boundaries as a Team

    Establish healthy boundaries collectively as a team. Avoid having a single leader, as the narcissistic boss will immediately target them. By working together and rotating leadership, you make it harder for the narcissist to single out one individual.

    Introduce consequences for boundary violations, focusing on what your boss values most: attention, power, and control. Stand up for one another when the boss attempts to humiliate, insult, or threaten someone. Resistance from the entire team makes it more likely that the boss will adjust their behavior.

    If these efforts fail to create change, consider approaching higher management with your evidence—but do so as a unified team. While this may lead to short-term backlash, the effects will be temporary. Narcissistic bosses operate best in chaos, but when confronted with structure and accountability from above, they are forced to adapt.

     

    Narzisstischer Chef – Literatur

    • [1] Russ, E., Shedler, J., Bradley, R., & Westen, D. (2008). Refining the construct of narcissistic personality disorder: Diagnostic criteria and subtypes. American Journal of Psychiatry, 165, 1473-1481.
    • [2] Karney, B. R., Ramchand, R., Osilla, K. C., Caldarone, L. B., & Burns, R. M. (2008). Predicting the immediate and long-term consequences of post-traumatic stress disorder, depression, and traumatic brain injury in veterans of Operation Enduring Freedom and Operation Iraqi Freedom. Invisible wounds of war, 119.
    • [3] Gorter, R., Freeman, R., Hammen, S., Murtomaa, H., Blinkhorn, A., & Humphris G. (2008). Psychological stress and health in undergraduate dental students: fifth year outcomes compared with first year baseline results from five European dental schools. Eur J Dent Educ., 12, 61–68.
    • [4] Schaufeli, W. B., Bakker, A. B., & Van Rhenen, W. (2009). How changes in job demands and resources predict burnout, work engagement, and sickness absenteeism. Journal of Organizational Behavior: The International Journal of Industrial, Occupational and Organizational Psychology and Behavior, 30, 893-917.